DOMANI MATTINA

2024
Greifswalder Dom




Thorsten Zwinger (*1962)
Domani Mattina (Morgen früh), 2023, Öl auf Leinwand, 440 x 240 cm

Das Gemälde ist im Auftrag der Dom-Gemeinde entstanden. Es lädt die Kapelle XI im Westen des Doms mit einem Lichtereignis auf, das sich reiner Malerei verdankt. Die Transparenz der Farbhaut setzt das Oberlicht in der Vertikale fort, so daß es den ganzen Raum durchfließt als ein Leuchten der Stille, als eine Verheißung auf das Größere, an das sich Glaube und Hoffnung wenden.

Zugleich korrespondiert das große Bild mit dem kleinen in der Fensterlaibung des Seitenschiffs, hoch oben rechts von der Kapelle, einer Schenkung, die dem Auftrag vorausging.

Thorsten Zwinger, in Greifswald geboren, schuf mit diesem Bild ein Hauptwerk seiner Auseinandersetzung mit dem Pommerschen Landschaftsraum. Den Topos des Nebels durchdringend, erhöht er ihn zu einer Topografie der Erwartung. Darin folgt er seinem geistigen Paten, dem Greifswalder Caspar David Friedrich, der zwischen Weltbild und Ich zuerst die Leere als Schicksalsfrage aufwarf.

Der Maler Zwinger hat in nationalen und internationalen Kontexten ausgestellt. Ein repräsentatives Konvolut seiner Bilder befindet sich im Pommerschen Landesmuseum.




DOMANI MATTINA (Michael Freitag, 2023 / PDF)

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4.1.2024
"Von der Fülle des Nichts" / PDF

E I N W E I H U N G · NDR Nordmagazin 17.3.2024

PALMERS PAUSEN

2016
Galerie Tammen & Partner, Berlin

Der Maler operiert in einem strukturell angelegtem Zeichensystem, das es ihm ermöglichen soll historisch belastete Anhaftungen an Begriffe wie Abstraktion, Gegenständlichkeit, Narration, Illusionismus, Popart, Konzept, Realismus auszuschalten!
Er legt über das Nichts einen Glanz, um zu etwas zu kommen, das man das Wenigste nennen könnte. Anschläge ins Blau, zum Magenta, zur pfirsichfarbenen Geste, die ein Antrag auf einen Gedanken ist. Aber er stellt sich nicht ein. Das Gläserne, Glaziale des Fonds erzeugt eine abweisende Oberfläche, jenen notwendigen Abstand, der eine Gegenregung erzeugt – auch wenn es die Verlockung des Frostes oder des Ekels wäre.
So eignet dieser Klarheit auch eine Unschuld, eine Zartheit, die entwaffnet. Selbst die Begriffe!

When he paints, he switches off any such will to an objective. Paint, but no painting. Nowhere intentions in the foreground. Planes, cold, under or over sweeps that make lines without signifying. They carry colours into a milieu of emptiness. Depthless, diaphanous, a state of transparency, of the void, of floating, that could also be read as expansive, if only it didn’t remain enslaved to canvas and stretcher in order to count as painting.
Whatever. Zwinger leaves it like that, laying a shimmer over the void in order to arrive at something that could be called The Least. Tipping into blue, into magenta, into a peach-coloured gesture that courts a thought. But the thought won’t be courted. The glassy, glacial quality of the ground forms a repellent surface, creating the distance required to generate a counter-impulse – even if it is the appeal of frost or revulsion. Such clarity also possesses a disarming innocence and tenderness – disarming even concepts.

Michael Freitag, Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg

Thorsten Zwinger Malerei in Aspik, M. Freitag (PDF)

Thorsten Zwinger Painting in Aspic, M. Freitag (engl. PDF)

 

 

z w i  :  new works

2014
Galerie Werner Tammen & Partner
Berlin

Die Bilder bewegen sich motivisch unbestimmt zwischen Mikro- und Makrowelten, sind im engeren Sinn jedoch Emanationen von Farbfluss und Bewegungsspuren, die das Tafelbild entgrenzen und ohne Anfang oder Ende, ohne Oben und Unten durchströmen. Zwischen Ornamentierung und Rhythmik entsteht eine Zeichenstruktur von hoher Assoziationsvielfalt, das zugleich ein offenes System von oft betörender, stiller, magischer oder meditativer Schönheit ermöglicht.

His motifs swim between micro- and macro-worlds, but in a narrower sense they are emanations of the flow of paint and traces of movement that explode the boundaries of the easel painting, streaming through it without beginning or end, without up or down. Between ornament and rhythm, a highly associative semiotic structure emerges that also facilitates an open system of often beguiling, quiet, magic or meditative beauty.

Summary (PDF)

 

 

 

KABUFF N.K.23

2007
New York

HS - Howard Scott Gallery, NY

 

... In these pictures there is more glossing and passing over than there is capturing and pinning down, and thus far more desiring than declaring. Which makes the works as plain as they are enigmatic, as simple as they are deep, as ungainly as they are sophisticated. Above all, however, they possess a powerful emotional charge. And this has become as rare as it is precious.

M. Freitag


2006
Berlin

„Die Schwierigkeit eben ist: Was neu ist, wird zunächst unverständlich sein. Es trotzdem zu wagen, hieße darauf zu vertrauen, daß das Häßliche das Schöne wird, wenn es verstanden wurde. Dieses Verständnis herzustellen, ist wiederum nicht die Aufgabe des Künstlers, sondern seiner Kunst.“

“But the problem is, what is new will at first not be understood. Risking it regardless would mean trusting in the ugly becoming beautiful once it has been understood. And generating this understanding is not the task of the artist, but of his art.”

Michael Freitag

 

 

Oxytocyn

2006
Frankfurt/O.

„ ... In dieser Verlassenheit von zweckdienlichen Gedanken sind Motiv und Farbe ebenso rabiat vorgetragen wie zu höchster Strahlkraft gesteigert. Die Ansicht ist herrisch, wenn nicht latent aggressiv, weil sie irgend etwas herausfordernd demonstriert, ohne einem zu sagen, worum es eigentlich geht. Und die Titel helfen nicht weiter. Sie erhöhen das Gefühl der Unzuständigkeit. Um so mehr lenkt der Zweifel die Blicke auf das Bild zurück."

 

 

Bruch und Übergang

2002
Wolgast
Berlin
Blackburn

„ ... Die Ostsee! Die Küste! Das unerträglich verkunstete Motiv! Zwinger entfärbt es zu schwarzer Tafelhaftigkeit und legt Wellenlinien über das kostbare Nichts, Wellenlinien, die von einer Art absichtlicher, ja raffiniert gesteuerter Unsicherheit im Verweisen künden und so dem Herzschlag des Künstlers und seinem Elektrokardiogramm näherkommen als dem verkorksten Boddenblick, den eine Seelandschaft immer in sich trägt.“